Sonnenuntergang am Rande der Welt

Sonne, Meer und Himmel ganz ohne Strand. Was will man mehr?

Eshaness / Esha Ness

Eshaness ist eine kleine Halbinsel im Norden von Shetland – ungefähr 1 Autostunde Fahrt von “The Booth” in Scalloway entfernt. Während Scalloway in einer versteckten Bucht mit vorgelagerten Inseln liegt, ist Eshaness direkt den Launen des Atlantiks ausgesetzt.

Das schlägt sich in einer beindruckenden Kulisse von schroffen und zerklüfteten Klippen nieder. Die zum Glück fehlende Infrastruktur hilft auch diesem Ort, seine Natürlichkeit weitgehend zu bewahren. Ich hoffe inständig, das Shetland diesem Ansatz noch lange treu bleibt. Man fährt ca. 1 Stunde mit dem Auto über immer schmaler werdenden Strassen in Richtung Norden.

Eine dieser “Single-Track”-Strasse endet dann einfach mehr oder weniger direkt an den Klippen an einem kleinen Parkplatz und einem nicht öffentlich zugänglichen Leuchtturm. Kein Shop, keine Toilette, kein Cafe – nichts. Wenn man vergessen, hat ausreichend Proviant mitzunehmen, hat man eben Pech gehabt. Als Resultat standen in der ganzen Zeit nur 2 weitere Autos und 1 VW-Bus auf dem Parkplatz. Ich liebe es!

Katja und ich hatten in einem kleinen Rucksack etwas Picknick dabei und sind da ca. 2 Stunden an der Küste entlang gelaufen, um an einem geeigneten Ort eine kurze Rast einzulegen. Die zerklüfteten Felsen sind beindruckenden und nicht ganz ungefährlich. Laufend werden die Ränder durch die Erosion abgetragen und unterspült und man sollte sich nicht zu weit vorwagen. Auch hier wieder: Keine Absperrung, kein Schild. Wenn man etwas zu übermütig ist, hat man einfach sein letztes Instagram-Bild in diesem Leben gemacht.

Auf dem Rückweg haben wir mitten auf einer Wiese mit Schafen auf einmal eine Meeresbrandung gehört und konnte die Herkunft nicht einordnen. Es hat sich herausgestellt, dass das Meer einen langen unterirdischen Tunnel ins Ufer gegraben hat, auf dem wir zusammen mit ein paar Dutzend Schafen ahnungslos herumspaziert sind.

Was ich nicht vergessen werde, ist ein grandioser Sonnenuntergang. Erst gegen 23 Uhr ist die Sonne langsam am Horizont verschwunden. Abgetaucht direkt in den Atlantik und den Unterschied zwischen Himmel und Wasser aufgelöst in eine unendliche Weite. Wir zwei haben eine lange Zeit nichts gesagt und einfach nur gedankenverloren in die Weite geschaut.

Solche Momente bringen einen wieder näher ins Jetzt und steigern die Wertschätzung für das Leben auf unserem kleinen Planeten. So wichtig sind wir nicht.  Diese Wellen sind vor 40.000 Jahren auf diese Küste getroffen und werden das auch in weiteren Jahrtausenden tun.